Neulich ging ich auf den Markt, oder besser gesagt, ich schlich
Und ein Kind rief: „Hallo, Oma!“, und ich dachte, es meint mich
Doch es meinte eine Hausfrau, die grad' hingefallen war
Und Äpfel, Wurst und Seife wälzten sich auf dem Trottoir
Ich gelte allgemein als sehr galant und hilfsbereit
Und ich wollte ihr gern helfen, denn sie tat mir ja so leid
Sie hatte sich bestimmt etwas verstaucht oder geprellt
Aber lachen muss ich doch, wenn jemand auf die Schnauze fällt
Es wird immer einen geben, den der dumme Zufall trifft
Diesen einen unter tausend, der mal stecken bleibt im Lift
Er steigt von nun an nur noch Treppen und flucht: „Fahrstuhl, Arsch und Zwirn!“
Übersieht vor Wut zwei Stufen und erschüttert sein Gehirn
Wie schön war's in der Schule, als das Abfragen begann
Niemand hat den kleinsten Schimmer, aber einer kommt bloß dran
Und der zappelt und der schwitzt und wünscht, er wär' nicht auf der Welt
Ja, komisch ist es schon, wenn jemand auf die Schnauze fällt
Mancher opfert seine Jugend selbstlos und entsagungsvoll
Einer sinnreichen Erfindung, die der Menschheit dienen soll
Nimmt im Alter sein Gerät, und beim Patentamt hört er dann
Dass man so was schon seit Jahren in jedem Laden kaufen kann
Manchem hat der Lärm der Stadt ein Leben lang den Schlaf geraubt
Er zieht als Rentner dann aufs Land, aber er wünscht, er wäre taub
Denn Schlaf findet er nicht, weil nachts der Hund vom Nachbarn bellt
Ja, komisch ist es schon, wenn jemand auf die Schnauze fällt
Überall muss einer sein, dem jeder Schritt danebengeht
Der zur Stoßzeit auf der Post bestimmt am falschen Schalter steht
Der morgens seinen Bus verpasst, obwohl er dauernd hetzt
Und kommt er mal zur rechten Zeit, dann ist der Bus besetzt
Einer, der die Türen zuschlägt, wenn der Schlüssel innen steckt
Der stets im Restaurant etwas bestellt, was ihm nicht schmeckt
Und kein Gerede schafft die Schadenfreude aus der Welt
Denn komisch ist es doch, wenn jemand auf die Schnauze fällt